Detective Milans Büro

Es war noch sehr früh am Morgen als das schrille Klingeln eines alten Weckers Milan aus seinem Schlaf riss. Gähnend griff er nach dem Übeltäter und das Klingeln verstummte. Er setzte sich auf und streckte seinen noch müden Körper. Verschlafen tapste er ins Bad, duschte sich und zog sich an. Mit einem Handtuch über den Schultern begab er sich in die Küche, kochte Kaffee und machte Frühstück. Anschließend weckte er Yanice, seine kleine Tochter, die sich direkt in der Küche an den Tisch setzte, wo sie gähnend und Augen reibend mit ihrem Vater frühstückte. Nachdem sie ein wenig wacher war fing sie auch gleich an fröhlich vor sich hin zu plappern. Während sie im Bad ihre Zähne putzte legte Milan ihr Anziehsachen raus und ging dann ebenfalls ins Bad um es seiner Tochter gleich zu tun. Danach zogen sich beide ihre Jacken an, warfen sich ihre Taschen über und gingen nach Draußen. Zu Fuß brachte Milan die Kleine zum Kindergarten und machte sich dann selbst auf den Weg zur Arbeit.

Im Büro angekommen zog er die Jalousien hoch, öffnete eines der Fenster, startete den PC und sah im Briefkasten nach. Doch anstatt Aufträge fand er nur Werbeprospekte. In seinem E-Mail Postfach war nur ein Auftrag ein verlorenes Portmonee zu finden. Er seufzte, immer noch besser als nichts. Als er die Werbeprospekte ansah kam ihm die Idee, selbst Flyer zu verteilen. Doch dafür bräuchte er erst einmal Geld, sie drucken zu lassen. Sicherlich würde Alba ihm einen Freundschaftspreis anbieten. Erneut seufzte er. Viel zu oft war er auf die Hilfe seiner guten Freundin angewiesen, er kam sie vor wie ein Idiot. Aber Flyer wurden ihm bestimmt mehr Aufträge einbringen, dann würde er auch mehr verdienen. Irgendwann, sagte er sich, werde ich Alba etwas schenken, um ihr meine Dankbarkeit für all ihre Hilfe zu zeigen. Irgendwann. Jetzt würde er jedenfalls dem unglücklichen Menschen helfen, der sein Portmonee verloren hat. Schnell tippte er eine Antwort, in der er verschiedene, relevante Fragen stellte. Außerdem riet er seinem Klienten Kreditkarten etc. sperren zu lassen, falls das noch nicht gemacht wurde. Gerade, als er sie absenden wollte klingelte es an seiner Tür. Bevor er diese aber öffnete schickte er seine Antwort noch ab. Milan hoffte inständig, dass es sich um einen neuen Klienten handelte, der da klingelte. Es kam tatsächlich vor, dass sich Leute in Illumina City verliefen und an seinem Büro vorbei kamen. Irgendwie schienen die dann zu denken, ein Privatdetektiv hätte nichts besseres zu tun, als ihnen den richtigen Weg zu zeigen.

Als er dann die Tür offnete stand ein ziemlich… speziell aussehender Mann vor ihm. Wahrscheinlich ungefähr in seinem Alter, wenn er das richtig abschätzte. “Guten Morgen, wollen sie nicht reinkommen?” Mit einem freundlichen Lächeln machte er eine einladende Geste. Um ehrlich zu sein, war Milan ein wenig skeptisch, was diesen Mann vor seiner Tür betraf. Sein Outfit erinnerte ihn zu sehr an die Uniformen von Team Flare. Er musste vorsichtig sein, wer weiß, was sie diesmal geplant haben. Selbst wenn der Fremde kein Krimineller war - vorsicht ging vor. Er durfte nicht noch einmal so leichtfertig handeln wie vor 3 Jahren.

Der merkwürdig aussehende Mann lächelte ihn ebenso höflich an und wünschte ihm genauso einen guten Morgen. Milan nickte und schloss dann die Tür, nachdem der Mann eingetreten war. Natürlich kannte der Fremde auch seinen Namen, stand schließlich auf dem Schild neben der Tür. Und auf der Klingel. “Ja, genau der bin ich. Mit wem habe ich die Ehre?” Es schien, als müsste man ihn nicht zweimal bitten, denn er nannte direkt seinen Namen - Daimon Rohde - und erklärte auch gleich, warum er denn hier war. “Das klingt viel versprechend. Setzen sie sich doch da vorne hin,” Milan zeigte auf einen einfachen Holzstuhl, der vor seinem Schreibtisch stand und setzte sich auch sofort auf seinen Drehstuhl. “Und dann erzählen sie mir, wobei sie Hilfe benötigen, Monsieur Rohde.”

Zugegeben, der Name Daimon Rohde klingt ausländisch. Er selbst trug ebenfalls keinen französischen Namen, aber das tat gerade nichts zur Sache. Vielleicht war dieser Mann doch nicht sein Feind. Aber wer weiß? Vielleicht nehmen die von Team Flare in aller Not jetzt Amerikaner an. Man durfte nichts ausschließen - niemals. Zufälle gibt es zu viele. Das klingt zwar Paranois, doch als Detektiv muss man vorsichtig sein. Jederzeit.

Wieder ließ sich der werte Herr nicht zweimal bitten, setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und damit ihm gegenüber. Rohdes Miene wurde ernst und Milan tat es ihm gleich, während er dem lauschte, was ihm erzählt wurde. Zwielichte Gestalten gab es in Illumina City viele. Zu viele. Ein Grund, weshalb er diese Stadt so hasste. Aber ohne diese 'zwielichten Gestalten' gäbe es keinen Grund mehr, seinen Job zu machen. Allerdings staunte der Braunhaarige nicht schlecht, als ihm Rohde drei Pokébälle zeigte und ihm sagte, dass er sie den Gangstern abgenommen hatte. Nicht übel. Wenn es denn die Wahrheit war. Denn zugegeben, dass er in einem Gebäude eine Sonnenbrille trug, machte Rohde nicht gerade vertrauenswürdiger. Außerdem wiederholte er andauernd das Wort 'und'. Allerdings sagte das nichts über seine Gesinnung aus.

Milan sah Rohde für einen Moment konzentriert an und verschränkte seine Arme. Dann lächelte er. “Ich werde Ihnen helfen, Rohde. Zählen sie auf mich.” Antwortete er und beugte sich über den Tisch. “Wie viel Geld bieten sie mir für meine Arbeit an? Ich nehme an, dass uns die rechtmäßigen Besitzer der Pokémon ebenfalls entlohnen werden. Ich bin also Kompromissbereit und gewillt, Ihnen den Finderlohn zu überlassen.” Um ehrlich zu sein war Rohde sein Retter in Not. Mit diesem Auftrag würde er viel verdienen können. Das war perfekt, denn so könnte er schon anfangen Geld für die Flyer zu sparen. Jayz! x3

Das Angebot von Rohde ließ es in Milan Kopf läuten. Pro Tag 12.000 Pokédollar war weitaus mehr, als er für das erste Angebot erwartet hätte. Die meisten Auftraggeber waren geizig. Es war ihm sowieso ein Rätsel, dass man ihn nach der Sache mit Team Flare so schnell vergessen hatte. Für ein Jahr war er der Star in ganz Illuminy City gewesen und jetzt wusste niemand mehr etwas mit dem Namen Byrkov anzufangen. 'Irgendein Ausländer bestimmt.' “Ich nehme ihr Angebot an. Endlich mal jemand, der meine Arbeit nicht geringschätzt.” Sagte er mit einem ironischen Lächeln. “Würden Sie mir bitte die Pokébälle aushändigen? Ich werde versuchen, die Trainer-IDs zu ermitteln.” Mit den Worten kramte er eine der Schubladen in seinem Schreibtisch und legte ein klobiges Gerät auf die Tischplatte. Bei diesem Ding handelte es sich um einen alten Scanner, der irgendwie die IDs von Pokémon ermitteln konnte. Wo er das nochmal her hatte, keine Ahnung. LeBelle hat es ihm vermutlich mal gegeben, weil er ein neueres Gerät hatte.

“Es wäre außerdem gut zu wissen, was gestern Abend passiert ist.” Meinte er nebenbei. “Vielleicht gibt mir das erste Anhaltspunkte.” Fügte er hinzu. Genau genommen wäre es sehr unwahrscheinlich, dass der Ablauf des Überfalls ihm Informationen zu den Trainern gab, doch vielleicht konnte er Informationen über seinen Klienten bekommen, der ihm nicht so ganz geheuer war.

“Ich gebe immer mein Bestes, Rohde.” Versicherte Milan dem Blonden mit einem verschmitzten Lächeln. Dann legte er die drei Pokébälle nebeneinander auf den Tisch, sodass sie nich wegrollten. Um welche Pokémon es sich handelte spielte in diesem Moment keine Rolle. Erst im darauf folgenden Schritt. Er nahm den Handscanner in die eine und einen Stift in die andere Hand. Der kleine Bildschirm zeigte ihm nach einigen Sekunden auch die ID des ersten Pokémons an. Schnell schrieb es sie auf. Genau das gleiche machte er mit den Anderen. “Zwei diese Pokémon gehören anscheinend derselben Person…” Murmelte der Detektiv vorsich hin. Dann räusperte er sich. “Also, mal sehen, welches Pokémon welche ID hat.” Er ließ das Pokémon, welches eine andere ID hatte als die Anderen aus dem Ball. Das Leufeo und Eguana schienen also dem gleichen Trainer zu gehören, denn aus dem Ball kam ein ziemlich böse guckendes Coiffwaff. Vermutlich von seinem ursprünglichen Trainer als Haustier gehalten. Yanice würde er auch irgendwann mal ein Pokémon schenken, Coiffwaff wäre da wohl auch einer ihrer Favoriten.

Milan staunte nicht schlecht, als Rohde erzählte, er hätte die Kriminellen laufen lassen. “Wieso haben sie die Diebe laufen lassen?” Fragte er vollkommen verwundert und verständnislos. “Glauben Sie mir, Rohde, die Kriminellen in Illumina City lernen nicht aus ihren Fehlern. Es bringt nicht, sie mit Wattebäuschen zu bewerfen.” Fügte er hinzu, nachdem er sich gefangen hatte. Ein komischer Typ, dieser Rohde, ,dachte er. Ich sollte weiterhin vorsichtig sein. “Wie auch immer; wir wissen jetzt welche Pokémon welche ID haben, also können wir uns auf die Suche nach ihnen machen.” Mit einem Seufzer stand er von seinem Stuhl auf und schaltete den Computer aus. Dann ging er zur Tür, nahm seinen Mantel und sagte zu Rohde: “Ich werde mich jetzt an die eigentliche Arbeit machen, Sie können ja in der Zwischenzeit… was auch immer machen. Sich die Stadt ansehen oder so. Aber kommen sie Morgen wieder. Am besten mit meiner Bezahlung, falls sie jetzt noch nicht zahlen können.” Er wartete an der Tür auf den blondhaarigen Mann.